Seit Juli 2015 fahren regelmäßig freiwillige Zahnmedizinstudierende der Universitätsmedizin Göttingen in das Grenzdurchgangslager im benachbarten Friedland. Dort gibt es mehrere Kinderbetreuungsangebote für verschiedene Altersklassen. Die Vorschule (Kinder von ca. 5 bis 8 Jahren) und die Mutter-Kind-Gruppe (Kinder unter 4 Jahren) besuchen wir, um mit den Kindern erst ein Spiel zur Zahngesundheit von Lebensmitteln zu spielen und dann gemeinsam Zähne zu putzen.
Obwohl es nur in Ausnahmefällen möglich ist sich mit den Kindern verbal zu verständigen, klappt das prima. Mit Händen und Füßen und vor allem mit Hilfe von Holzlebensmitteln und zwei überlebensgroßen Zähnen, einem lachenden und einem weinenden Zahn, erklären wir den Kindern, was für ihre Zähne gesund und was eher schädlich ist. Wenn alle Lebensmittel auf den Zähnen verteilt sind, bekommt jedes Kind eine Kinderzahnbürste und im optimalen Fall eine kleine Tube Kinderzahnpasta. Trotz großzügiger Spenden des Arbeitskreises Jugendzahnpflege Witzenhausen und Henry Schein Dental geht uns letztere aber bisweilen leider aus, so dass wir den Kindern manchmal nur eine Portion Zahnpasta auf die Bürste machen können. Mit Hilfe einer Pferdehandpuppe mit extragroßem Gebiss, unserem Jonny, werden dann gemeinsam die Zähne geputzt und jedes Kind darf sich nach seinen eigenen natürlich auch mal an den großen Zähnen von Jonny versuchen.
Mit Begeisterung machen die Kleinen unabhängig von Alter und Wissenstand in Sachen Zahngesundheit mit. Es kommt nicht selten vor, dass ein Lebensmittel nochmal umgelegt werden oder dass von vornherein Hilfestellung bei der Entscheidung – gut oder böse – geleistet werden muss. Das tut dem Spaß an der Sache aber keinen Abbruch. Spätestens wenn man die obligatorische Tafel Schokolade, natürlich nur aus Holz, aus dem Lebensmittelbeutel zieht und Kinder aller Nationalitäten mit einem Grinsen „Schokolade“ sagen, das in jeder Sprache ziemlich ähnlich klingt, ist auch beim letzten Kind das Eis gebrochen.
Neben der Vermittlung von Zahngesundheit engagieren sich einige Studierende auch bei diversen anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Flüchtlingslager. Ob es das Dolmetschen in der Kinderbetreuung, im Deutschkurs oder die Mitarbeit in der Kleiderkammer ist. Hilfe kann dort an allen Ecken gebraucht werden.